Ihr wundervollen Frauen, ich möchte heute einfach kurz Danke sagen. Danke dafür, dass so viele von euch gestern im Live dabei waren - sich extra an einem Sonntagmorgen den Wecker gestellt haben, Kerzen angezündet haben und einfach mit uns da waren. Vielleicht kennt ihr das: Man sitzt nach so einem Morgen da und spürt, dass sich etwas in einem bewegt. Genau so ging es mir gestern. Und darum möchte ich heute etwas mit euch teilen, das bisher nur wenige wissen. Ich schreibe gerade an meinem ersten Buch - oder vielmehr an einem kleinen Poesieband voller Impulse, Gedanken und Mini-Erinnerungen ans eigene Herz. Ein Buch, das man nicht linear lesen muss, sondern aufschlägt, wenn man gerade einen Satz braucht, der wärmt oder daran erinnert, dass man nicht allein ist. Einer der Texte heißt „Was ich dir noch sagen wollte“ - ein Brief an Tom. Vielleicht muss ich dazu sagen: Ich bin eigentlich kein Mensch, der seine Prozesse gerne öffentlich teilt, gerade wenn sie noch in Arbeitsfassung sind. Umso mehr überrascht es mich selbst, dass ich heute diesen Impuls habe. Ich weiß wirklich nicht, woher er kommt - aber vielleicht ist ein einziger Satz daraus für jemanden von euch heute genau der richtige. Vielleicht ist dieser Moment ein kleiner Reminder, sich selbst zu fragen: Was wollte ICH noch sagen? Und wem? Und wenn ihr die Gelegenheit habt, dann macht es. Heute. Weil Worte, die aus dem Herzen kommen, nie zu früh sind - aber manchmal zu spät. WAS ICH DIR NOCH SAGEN WOLLTE Hey Tom, ich stelle mir vor, wie du diesen Brief in deiner Jackentasche findest, wenn der Wind die Dinge rückwärts weht. Wie du ihn aufklappst, als wäre er etwas, das schon immer auf dich gewartet hat. Ich glaube, wenn du noch hier wärst, dann würdest du ihn genau jetzt lesen - langsam, vielleicht doppelt, mit diesem Blick, der immer mehr gesehen hat, als er zeigen konnte. Oft stelle ich mir vor, du stehst einfach wieder da. Mit dem zerknitterten Zettel in der Hand, die andere locker in der Hosentasche, als wäre nie etwas passiert. Als wärst du einfach kurz weg gewesen. Und nicht für immer. Ich weiß nicht richtig, wie ich anfangen soll, weil das Ende immer zuerst da war. Als ich erfahren habe, dass du gegangen bist, war da kein Donnerschlag, kein Erdbeben. Nur ein Satz - leise gesagt, wie etwas, das man kaum aussprechen darf, weil es sonst zu real wird. Zu wahr. Zu endgültig. Weißt du, es ist ein seltsames Gefühl, Tom, wenn die Welt da draußen weiterläuft und die eigene einfach stehen bleibt. So oft dachte ich: Wie kann es sein, dass die Zeit weitergeht, wenn du doch aufgehört hast? Seitdem habe ich dich an so vielen Orten gesucht. In unserer Musik, in dem Platz im Café, den du immer zuerst ausgesucht hast. In meinem eigenen Lachen, weil es dir manchmal ähnlich klingt, wenn ich wirklich lache - so ganz aus dem Bauch heraus. So echt, wie ich es nur bei dir konnte. Ich hab sogar in alten Kassenzetteln nach dir gesucht. In halben Nachrichten, in den Ecken von Songs. In der Art, wie ich manchmal noch immer zwei Tassen Tee koche, obwohl ich längst weiß, dass du nicht mehr mittrinkst. Ich höre manchmal unsere Playlist. Die, die du „für später“ genannt hast. Ich habe den Titel nie geändert und hasse ihn dennoch ein bisschen. Weil es jetzt für immer „später“ ist. Und nie mehr jetzt. Wie gerne würde ich dir erzählen, was alles passiert ist, seit du weg bist. Dass ich mich verändert habe. Dass ich manchmal mutiger bin, als früher. Und manchmal zerbrechlicher. Dass ich oft an dich denke, wenn ich Entscheidungen treffe und mich frage, ob du sie gut gefunden hättest. Ob du stolz wärst. Ob du sagen würdest: "Na endlich." Es tut weh, dass alles, was wir je sein konnten, bereits passiert ist. Dass keine neuen Erinnerungen mehr kommen. Und trotzdem: Ich trage dich in allem. In dem, wie ich sehe. In dem, wie ich schweige. In dem, was ich mich zu sagen traue, weil du irgendwann gesagt hast: "Sag, was du brauchst." Vielleicht findest du diese Zeilen in einem Moment, in dem die Zeit für dich genauso stillsteht wie damals für mich. Wenn du also fragst, was von uns bleibt, Tom, dann ist es das: Ein Herzschlag über zwei Leben hinweg. Und die Gewissheit, dass wir uns in jedem Morgen wiederfinden, der uns nicht vergessen hat. Also breche ich auf. Du weißt schon, nicht ganz so elegant wie du, aber mit genug Wind unter den Flügeln für uns beide. Am rechten deine Hingabe und dein Feuer. Am linken meine Resilienz und neugewonnene Kraft. Und überall dazwischen unsere Liebe. Bis wir uns wiedersehen.