Es ist schon fast poetisch: An einem einzigen Tag wurden 130 % der weltweiten Silberproduktion eines Jahres „verkauft“. Und nein, nicht im Sinne von: „Wow, das läuft ja wie geschnitten Brot.“ Sondern eher wie: „Wir haben das Brot gar nicht, aber Sie können es trotzdem kaufen – digital, versteht sich.“
Willkommen im Kasino namens Papiermarkt. Dort, wo Fantasie mehr Gewicht hat als physisches Metall und wo aus 1 Tonne Silber plötzlich 1,3 Tonnen werden, weil jemand eine Excel-Tabelle richtig gut bedienen kann.
Freitag, 10. Oktober: 220.082 Terminkontrakte. 1,1 Milliarden Unzen synthetisches Silber (1 Kontrakt entspricht 5.000 Troy-Unzen = 155,5 Kilogramm Silber).So viel, dass man den Eiffelturm damit in einer glänzenden Schicht der Illusion überziehen könnte. Und trotzdem: Der Preis für echtes Silber bleibt bei über 50 Dollar. Das nennt man wohl die physische Realität, die höflich anklopft und fragt: „Entschuldigung, darf ich hier mal kurz die Buchhaltung sehen?“
Die Papiersilber-Händler sitzen jetzt da wie Kinder beim Monopoly, denen plötzlich auffällt, dass man mit Spielgeld keine Pizza bestellen kann. Ihre „Verträge“ haben hübsche Klauseln wie: „Sollte das Metall fehlen, zahlen wir Ihnen einfach Geld.“ Klingt fair – außer, dass genau dieses „Geld“ gerade seine Glaubwürdigkeit im Schmelzofen liegen ließ.
Der Witz: Viele dachten, sie besitzen Silber. In Wahrheit besitzen sie ein Versprechen, das in Krisenzeiten so solide ist wie eine Snapchat-Story.
Wenn 130 % eines Jahres „verkauft“ werden, ohne dass irgendetwas den Besitzer wechselt, dann ist das kein Markt. Das ist eine Simulation – und das Silber spielt darin nur Statist.
Am Ende bleibt die Frage: Was passiert, wenn die Welt begreift, dass man reale Werte nicht drucken kann? Vielleicht dann, wenn der erste Tresor tatsächlich leer ist und die Bildschirme noch immer glühen.