Es fing schon zuhause an, als ich meinen Koffer packte. Ich schaute kurz auf die Wetter-App. 24 Grad und Sonnenschein, wow, dachte ich, das ist ja fantastisch. Hier, wo ich gerade bin, regnet es. Also darf ich sommerlich packen, dachte ich. Weit gefehlt, ich hätte besser eine WhatsApp geschickt und gefragt, wie das Wetter bei euch ist. Im Nachhinein ist man immer schlauer.
Weil wir in Berlin ayurvedisch kochen und meine Gewürze mitnehme, waren die natürlich im Reisekoffer. Ich checkte ein und dann ging es zum Zoll. Dort war wie immer ein Ameisenhaufen. Ich dachte noch, bitte heute einmal kein Theater. Ich sage euch, was ich mit den Gewürzen schon alles erlebt habe, das ist Comedy. Ich wurde sogar schon einmal mit einer Starköchin verwechselt. Doch heute war es krimireif.
Schon beim ersten Check musste die Dame mich scannen und holte noch ein spezielles Gerät. Ich sagte zu ihr, wenn ich mich nackt ausziehen soll, dann sagen Sie es mir einfach, vielleicht geht das schneller. Sie musste lachen und wurde richtig freundlich. Alle am Zoll wirkten, als käme gleich eine Bombe herein und wir wären ein Haufen Asche.
Dann ging es los. Vor mir standen vier Juden mit Gewändern, Hut und Schläfenlocken. Ja, gewöhnungsbedürftig, auch für mich. Doch überall sind die Menschen, wie sie sind. Nur schweizerisch wäre ja zum Gähnen langweilig. Ihre Koffer wurden auseinandergerissen, dass sie nicht auch noch ihre Kleidung ausziehen mussten, war alles.
In dem Moment dachte ich, wo ist denn mein Koffer. Oh, der liegt ja auch auf der Seite der Zerrupften. Uii, was wird mir wohl blühen. Neben mir stand ein Mann mit einer Duty-free-Tasche, sogar beschriftet. Deutlicher ging es nicht. Auch seine Sachen wurden auseinandergenommen, die Flaschen gescannt, er stand fassungslos daneben und verstand die Welt nicht. Ich sagte ganz leise, fast unhörbar, wir sind Terroristen. Er schaute mich an und musste schallend lachen. Auf Englisch sagte er, ja, so komme er sich tatsächlich gerade vor. Wir sprachen dann über die ernsten Gesichter dieser Menschen, die diesen Scheissjob haben und ihn vermutlich über alles lieben. Wieder lachten wir. Er bekam am Ende seine zwei Flaschen zurück, mit demolierter Tasche, und ging von dannen.
So, was blüht wohl mir.
Plötzlich stand ein muskulöser Zollpolizist vor mir, er sah fast aus wie Hulk. In der Hand hielt er meinen Koffer. Die Gewürze hatte ich zwar schön in Plastiktüten gepackt und darauf geachtet, dass ich die Limite nicht überschreite. Aber jedes Mal gibt es Theater. Doch dass heute sogar die Zollpolizei kommt, das hatte ich noch nie.
Was haben Sie da drin, fragte er ganz ernst. Da sind Gewürze und Pulver. Ich habe eine Fertigmischung für goldene Milch, ein fantastischer ayurvedischer Drink, nur zu empfehlen. Das sagte ich ihm natürlich nicht, sondern einfach Gewürze und Gewürzmischungen. Er meinte, er nehme das jetzt mit und überprüfe es. Nach einer Weile kam er zurück und sagte, alles gut, Sie können gehen.
Am Gate sah es ziemlich lebendig aus. Ich dachte, reise ich heute mit 90 Prozent Männern. Was ist denn da los. Ich reise oft nach Berlin, doch so auffallend männerlastig habe ich es noch nie erlebt. Männer mit lackierten Nägeln, bunt. Okey, ich habe es verstanden. Doch eines muss ich sagen, diese Männer waren alle auffallend schön, wirklich extrem attraktiv. Das ist mir auch noch nie passiert, dass ich vom Nebensitz-Nachbarn freundlich begrüsst wurde.
Als ich in Berlin landete, schrieb mir Jürgen, du, im Airbnb-Zimmer ist ein Gast aus Israel. Er wird irgendwann kommen, doch den wirst du kaum bemerken. Er geht an die Techno-Party für Queers und Freunde, die ist ja riesig in Berlin. Ah, darum die vielen Männer. Ja, Berlin ist die Hure Babylons, da kommt alles zusammen und alles, was du dir vorstellen kannst oder vor allem nicht vorstellen kannst 😁😁 Das zweite trifft es eher.
Und jetzt zum Wetter. Kühl. Ich dachte, was zeigte mir denn mein App an. Verlasse dich nicht zu sehr auf diese Teile. Der Uber-Fahrer meinte dann, schönes warmes Wetter hätte er hier in Berlin schon länger nicht mehr gesehen. Na ja, ich bin sommerlich angezogen und so bleibt es jetzt.
Ich freue mich auf euch, unser gemeinsames kochen, wirken. Unser Gastgeber Jürgen wird uns führen, leiten, coachen und mit Ljubomir wird er essentielle Dialoge vorstellen, die die zwei in Norwegen ausklügelten. Wir werden morgen die ersten sein, die das Erleben werden.
Du kannst noch kommen, es hat noch Plätze frei, denn Jürgens BB Gast hat andere Pläne.
Und übernachtungs Möglichkeiten gibt es auch noch. Du brauchst für die Nacht nicht in ein Hotel zu gehen.