Interview mit Andreas Oshowski - Band II der Reset Jahrbuchreihe
Andreas Oshowski hat in unserem nächsten Band der Reset Jahrbuchreihe mit dem Titel v"Mensch und Menschenbild" mitgeschrieben. Sein Beitrag trägt den Titel : Das Verschwinden der Freundschaft in einer schnelllebigen Welt — Perspektiven aus Soziologie, Theologie, Biografiearbeit — In seinem Artikel geht es intensiv um die Themen Freundschaft, Glaube und Kulturen. Als Community-Mitglieder und Folger:innen könnt ihr hier exklusiv einen Ausschnitt aus dem Buchbeitrag lesen: "Zuerst dachte ich, es sei nur meine Geschichte, nur mein Verwundet- und Vernarbt-Sein, weil mir eine Freundschaft zerbrochen ist, die mir viel bedeutet hat. Kurz danach stolperte ich über den Artikel in der FURCHE, der mehrfach in diesem Aufsatz Erwähnung findet, in dem eine Soziologin, die in Oxford studiert hat, von der Überbewertung der romantischen und der Unterbewertung der freundschaftlichen Beziehung berichtete. Dann bin ich allein 2024 in sechs unterschiedlichen Settings (Ehevorbereitung, Vater-Kind-Programm, Spirituelle Supervision, Fußballtraining, Vorträge im Katholischen Bildungswerk Salzburg und in Formaten der Pastoralinnovation Graz) auf das Thema ‹Freundschaft› geschubst worden. Die persönlichen Zeugnisse der Teilnehmer:innen waren wie eine Befreiung für mich wie »Zeugen für unser Leben«.[1] Ich war nicht allein, es war nicht mehr meine persönliche Empfindsamkeit, sondern es könnte ein gesellschaftliches Thema sein: ‹Das schmerzliche Verschwinden von Freundschaft in schnelllebiger Zeit›. Von Zeit zu Zeit höre ich aus meiner alten Heimatstadt Rheinhausen am Niederrhein: »Du fehlst«. ‹Du fehlst› ist nicht nur eine alltägliche Feststellung, sondern auch ein theologisches Moment, das seitens Michel de Certeaux[2] in der Hochphase der Säkularisierung in den 1970er Jahren in Paris formuliert wurde. Beides, das Theologische und das Soziologische sind in den letzten Jahren eine immer engere Verbindung eingegangen; beide Disziplinen sind in regelmäßigem Austausch. Es ist spannend, diesen Austausch zu verfolgen und sich durch ihn bereichern zu lassen. Dieser Aufsatz erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, den Freundschaftsbegriff in soziologischer Umfänglichkeit zu erfassen. Aber der Austausch von Soziologie und Theologie bietet mir die Chance, eine Grundhaltung (in permanenter Prozesshaftigkeit) zu formulieren, die ein Mehr-an-Wirklichkeit ermöglicht. Ein mehr an Wirklichkeit könnte auch ein mehr an Freundschaften ermöglichen.