3d (edited) • Neues
Vorwort - aus dem Buch Mensch und Menschenbild
Von Deborah Bichlmeier
»An manchen Tagen bin ich einfach nur wütend oder verzweifelt.« Wer hat diesen Satz nicht
schon einmal selbst gesagt oder woanders gehört? Wir sind alle Menschen und haben Gefühle
und Emotionen wie Wut, Trauer, Freude, Scham oder Liebe. Sie sind ein Teil von uns im Prozess
des ‹Menschseins› und ‹Menschwerdens›, machen uns menschlich und lebendig, genauso wie die
Suche nach unserer Einzigartigkeit, nach guten Freunden und dem Sinn im Leben. Sie zeigen uns
Möglichkeiten, Potenziale, Talente und auch unsere Verletzbarkeit. Sie sind auch ein Teil unserer
Geschichten, Glaubenssätze, Hoffnungen und Erfahrungen – in diesem und möglicherweise anderen Leben.
Viele von uns lernten früh, bestimmte Gefühle lieber für sich zu behalten und zu verstecken, hörten
z. B. »Reiß dich zusammen, zeige keine Schwäche!« – »Sei stark!« – »Lass dir nichts anmerken!
« – »Du musst allen gefallen!« – »Du musst gehorchen!« – »Sei perfekt, um dazuzugehören!«
Doch was, wenn gerade diese Emotionen, Gefühle und Erfahrungen – die wir so oft unterdrücken
oder verstecken – nicht nur ein Teil unserer Geschichten sind, sondern auch angesehen werden
müssen, damit wir endlich im ‹Menschsein› wachsen, uns weiterentwickeln und unsere Einzigartigkeit und auch die Verbindung mit allem erkennen?
Gefühle sind nicht nur eine Stimmung. Sie zeigen uns auch, wann wir möglicherweise einen geringen Selbstwert empfinden oder uns das (Ur)Vertrauen abhandengekommen ist, und damit indirekt,
wie wir einst verletzt wurden – sowohl seelisch als auch körperlich. Unsere Gefühle spiegeln uns
den Status Quo unserer Selbstliebe, unserer Verbundenheit und unserer Sicherheit. Sie zeigen uns
damit, wo wir noch wachsen dürfen.
Sie sind ein Hinweis auf unsere emotionalen und auch körperlichen Wunden, Grenzen und auch unserer Möglichkeiten.
Wir tun uns schwer, aus diesem Schatten zu treten, fragen uns: Wie sehr dürfen wir ‹Mensch sein›
und andere als Menschen mit Gefühlen, Bedürfnissen und ihrem ‹Anderssein› annehmen? Wann
geht es darum, auch uns selbst reflektiert zu betrachten? Wir haben keinen festen Standpunkt zwischen
uns selbst und den anderen. Wie sehr dürfen andere unsere Grenzen überschreiten, damit
wir an ihnen wachsen, aber ohne uns dabei provoziert, ausgebeutet oder angegriffen zu fühlen?
Wie sehr ist es überhaupt notwendig, die Grenzen der anderen zu überschreiten? Ab wann geht es
umgekehrt nur ums ‹Gefallen› oder ums ‹Dienen›?
»Ich bin ich. Ich bin gut so, wie ich bin.« Unser Menschenbild und Selbstbild ist individuell, und
das ist auch gut so – unter spirituellen, kulturellen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten gleichermaßen. Es entsteht aus unseren Geschichten (übrigens auch denen, die uns erzählt werden),
unserer Herkunft, unserer Erziehung, unseren Erfahrungen. Unsere Gefühle und Emotionen sind
also ein Spiegel unseres Selbst. Unser Menschenbild formt sich aus Glaubenssätzen über uns und
andere, die wir vielleicht für bare Münze nehmen oder denen wir automatisch folgen, ohne dass es
uns auch nur bewusst wird. Höchstens fragen wir uns manchmal, was ‹normal› oder ‹unnormal›
ist, haben aber keinen festen Begriff davon.
Wir wachsen erst dann über uns hinaus, wenn wir auch den Mut haben, hinzusehen, hineinzuspüren
und zu agieren – ohne dabei andere ‹anzufeinden›: Es braucht Klarheit, Verantwortungsbewusstsein,
(bedingungslose) Liebe, Achtsamkeit und Umsetzungskraft. Tatsächlich ist es erforderlich,
dass wir uns wieder mit uns selbst und der Gemeinschaft verbinden. Möglicherweise ist diese neue Sicht auf uns, auf andere Wesen und unseren Planeten Erde der Schlüssel zum Weltfrieden.
DEBORAH BICHLMEIER
Was macht den Menschen aus? Sind wir der Körper? Sind wir der Verstand? Sind wir die Seele?
Sind wir miteinander verbunden und somit ‹alle›? Sind wir Zellbewusstsein (Epigenetik)? Oder
sind wir nur eine Figur in einer Matrix, gesteuert von anderen Wesen? Menschsein heißt in erster
Linie, die Dinge in die eigene Hand zu nehmen und uns miteinander in Frieden zu verbinden.
In diesem Band fragen wir daher Sie und uns unter anderem:
  • »Wie machen wir uns ein Bild von den Menschen in unserem Umfeld und im Allgemeinen?
Wie gehen wir miteinander um? Und was sagt dieses Bild über uns selbst aus?«
  • »Wie können wir reflektieren, achtsamer agieren? Wie gehen wir mit Traumata, unseren Kindern,
Familien und Freunden um?«
  • »Warum tun wir uns oft schwer, andere Meinungen und Menschen so zu akzeptieren, wie sie
sind? Wo beginnt unsere individuelle Freiheit, wo endet sie, weil wir sonst die Freiheit der anderen
begrenzen würden? Was ist noch nötig und möglich, um anders zu denken, zu fühlen und
auch zu sein?«
Michel Fornasier – bekannt als Bionicman – beginnt den Band mit seiner Geschichte: Der Geschichte
des ‹Andersseins› von Geburt an. Er erzählt über Schmerz, Grenzen und Ausgrenzung
und darüber, wie er zu dem Menschen wurde, der er heute ist: gewaltfrei, friedvoll und voll Liebe.
Können wir die Menschheit in eine neue Epoche mit Menschen wie Michel führen? Können und
wollen wir den Frieden in uns und somit auch im Außen erwecken? Wagen wir gemeinsam den
Sprung in eine Epoche der Anerkennung und bedingungslosen Liebe, in der der innere und äußere
Friede nicht mehr gestört wird? Wie können wir die Basis für eine Friedensepoche schaffen und
gleichzeitig dabei anderen vergeben, die uns Leid zugefügt haben?
Diesen und ähnlichen Fragen widmet sich der zweite Band von ‹RESET – Jahrbuch im Epochenumbruch›
mit dem Titel ‹Mensch und Menschenbild›. Lesen Sie Themen wie Freundschaft,
Resilienz, Traumaverarbeitung, Pädagogik, Spiritualität und Selbstheilung.
Deborah Bichlmeier
Ismaning, im November 2025
Der Kuntur Verlag ist eine Bewegung. Wir hinterfragen und stellen in Frage – Wir unterstützen
Menschen neue Blickwinkel einzunehmen, neue Wege zu finden und das, was nötig ist, auch umzusetzen
Das Buch Mensch und Menschenbild erscheint demnächst beim Kuntur Verlag und ist im Buchhandel bestellbar. Wir drucken aus Nachhaltigkeitsgründen über das Print on Demand Verfahren.
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Deborah Bichlmeier
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