Der digitale Hungertod: Wenn der KI-Goldrausch an der Steckdose endet
Lange Zeit kannte die Börse nur eine Richtung für Künstliche Intelligenz: Nach oben, getrieben von der unstillbaren Gier nach Rechenleistung und den glänzenden Chips von Nvidia. Doch in den Hinterzimmern der Wall Street macht sich eine neue, unbequeme Realität breit, die das Fundament dieses Booms erschüttern könnte. Die Analysten von Morgan Stanley haben eine Bombe platzen lassen, deren Schockwellen weit über das Silicon Valley hinausreichen. Bis 2028, so die düstere Prognose, steuern US-Rechenzentren auf eine massive Stromknappheit zu. Wir sprechen hier nicht von kurzen Flacker-Momenten, sondern von einem strukturellen Defizit von bis zu 20 Prozent. Das entspricht einem Fehlen von bis zu 44 Gigawatt – eine Energiemenge, für die man Dutzende von Atomkraftwerken bräuchte, die aber schlichtweg nicht existieren. Für den aufmerksamen Investor signalisiert diese Nachricht das Ende der ersten Phase des KI-Hypes und den Beginn einer neuen, physischen Ära. Die digitale Revolution trifft mit voller Wucht auf die physikalischen Grenzen der alten Welt. Es nützt nichts, den schnellsten Ferrari in der Garage zu haben, wenn es nirgendwo super für ihn gibt. Genau das passiert gerade mit den KI-Modellen: Sie verhungern an der Steckdose. Doch wo Panik herrscht, liegt bekanntlich das große Geld. Plötzlich werden vermeintlich langweilige Industrie-Dinosaurier zu den heißesten Aktien im Raum. Nehmen wir Eaton und Schneider Electric. Diese Unternehmen bauen die elektrische Infrastruktur – die Schaltanlagen, Transformatoren und Unterbrechungsfreien Stromversorgungen (USV) –, ohne die ein modernes Rechenzentrum nur eine teure Lagerhalle voller Siliziumschrott wäre. Sie sind die Flaschenhals-Profiteure. Da das Stromnetz überlastet ist, müssen Rechenzentren intern aufrüsten, um jedes Watt effizient zu nutzen und Ausfälle zu überbrücken. Auch Vertiv, ein Spezialist für Kühlung und Energiemanagement, steht im Zentrum dieses Sturms. KI-Chips laufen extrem heiß, und ohne die flüssigkeitsgekühlten Systeme von Vertiv würden die Serverfarmen von Microsoft und Google schlichtweg schmelzen.