Man begegnet dem Begriff Qi (Chi) heute fast überall – zumindest dann, wenn man Qigong übt oder sich mit TCM, Akupunktur oder asiatischer Heilkunde beschäftigt. Doch was verbirgt sich eigentlich dahinter? Gibt es dieses Qi tatsächlich, was bewirkt es im Körper, wie kann man es erkennen – und wo findet man es? Oder handelt es sich nur um ein altes chinesisches Konzept, das gegen die moderne westliche Medizin bestehen will? Vorab: Diese Theorie lässt sich schwer halten, dafür ist Chi viel zu lange bekannt. 🙂
Ein Begriff – viele Bezeichnungen
Je nach Kultur wird dieselbe Lebensenergie anders benannt. In China spricht man von Chi, in Indien von Prana, in Japan heißt sie Ki. In der alten westlichen Naturphilosophie nannte man sie vis vitalis, im Christentum wurde sie mit „Feuer“ oder „Geist“ umschrieben. Wie verschiedene Kulturen diese Grundkraft verstehen, zeigt eindrucksvoll der Dokumentarfilm von Stephan Petrowitsch.
Mit dieser Artikelreihe möchte ich das Thema Chi nach und nach verständlich machen. Gerade für Menschen, die regelmäßig Qigong praktizieren und bereits Veränderungen spüren, kann das sehr aufschlussreich sein. Aber auch diejenigen, die skeptisch sind, wie einfache Bewegungen so tief wirken können, werden hier möglicherweise erstaunt sein. Zum Chi gibt es inzwischen zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen – dazu später mehr.
Die gute Nachricht: Chi steht uns im Überfluss zur Verfügung
Zumindest überall dort, wo frische Luft vorhanden ist. Denn Chi befindet sich in der Atemluft – je reiner diese ist, desto gesünder wirkt sie. Deshalb entfalten Qigong-Übungen draußen in der Natur, im Wald, auf einer Wiese oder am Meer oft die stärkste Wirkung. Ich selbst übe fast ausschließlich draußen zwischen den Bäumen, die reichlich gutes Chi abgeben. 🙂 Ironischerweise sind es ausgerechnet die Chinesen, die mit Luftqualität in ihren Städten heute enorme Schwierigkeiten haben.
Die weniger gute Nachricht: Nicht jedes Chi ist sauber
Vor einiger Zeit sah ich eine Reportage, die mich sprachlos machte: In einer Großstadt saßen Menschen auf Stühlen und atmeten über Schläuche Luft aus riesigen Beuteln ein – gefüllt mit sauberer Bergluft.
Diese Szene brachte zwei junge Unternehmer aus Kanada offenbar auf eine Idee: Sie verkaufen inzwischen abgefüllte Luft aus den Rocky Mountains – wahlweise als „Banff-Nationalpark-Luft“ oder als „Lake-Louise-Brise“.
Kaum zu glauben, aber wahr: Es gibt tatsächlich Menschen, die keine saubere Atemluft haben und gezwungen sind, dafür zu zahlen.
Ein persönliches Beispiel, das mir am Flughafen in Peking passiert ist. Mein Mann und ich waren auf dem Weg nach Seoul mit Zwischenstopp in Peking. Unser Flieger parkte weit draußen, und wir wurden mit dem Bus zum Terminal gefahren. In Frankfurt soweit kein Problem, aber in Peking.... Wir verließen das Flugzeug und ... das Unfassbare passierte! Die dicke Masse, die dort "Luft" genannt wird, traf uns mit einer Wucht, dass es mir augenblicklich den Atem verschlug und ich mir den Ärmel vor Nase und Mund hielt.. Meinen Mann traf es härter: Er bekam garkeine Luft mehr! Er hielt sich die Brust und japste nach Luft. Das war nicht spaßig. Ich machte sofort das Einzige, was in dem Moment ging: ich behandelte ihn mit Pranaheilung. Die ganze Geschichte und wie sie ausging, erzähle ich in einem anderen Beitrag... Zurück zum Chi.
Früher verborgen, heute für alle verfügbar
Man sagt, Chi Gong sei über Jahrtausende eines der am strengsten gehüteten Geheimnisse Chinas gewesen. In abgeschiedenen Klöstern, daoistischen Einsiedeleien, in den Palästen der Kaiser und in Häusern der Wohlhabenden wurde es weitergegeben – immer nur von Lehrer zu Schüler.
Heute ist vieles anders. Qigong wird weltweit praktiziert, geschätzt und wissenschaftlich untersucht. Es dient der Gesundheit, der Lebensverlängerung und der Stärkung von Körper und Geist. Wie das Üben mit dem Chi wirkt, welche Mechanismen im Körper aktiv werden und warum sogar die Schulmedizin davon profitiert, erkläre ich in den nächsten Teilen dieser Serie.
Und wusstet ihr, warum Buddha häufig mit rundem Bauch dargestellt wird? Weil er dort – so sagt man – sein Qi speichert! Dazu später mehr. 😉(Ja, ich höre schon die Kommentare über neu entstehende „Qi-Bäuche“ …)
Wenn du die Wildgans lernen möchtest, hast du zwei Möglichkeiten: per Selbststudium mit der Lehr-DVD oder in einem Retreat, das wir mit Urlaub an der kroatischen Adria kombinieren (DVD inklusive). Nächster Termin: 12.-20. September 2026. Modifizierter Beitrag vom 10/03/2016