Was wir im Westen als vier Jahreszeiten kennen, entspricht in der chinesischen Philosophie den fünf Wandlungsphasen – auch bekannt als die fünf Energien oder umgangssprachlich „fünf Elemente“: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Der Begriff „Elemente“ ist allerdings ungenau, denn diese Energien sind nicht statisch, sondern befinden sich ständig im Wandel. Darum spricht man treffender von Wandlungsphasen.
👉 Der Mensch trägt alle fünf Phasen in sich
Jede Phase ist einer Jahreszeit zugeordnet und verkörpert bestimmte Funktionen, Eigenschaften und Qualitäten. Im klassischen Werk Huangdi Neijing (Der Klassiker des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin) heißt es, dass alles in der Natur – auch der Mensch – diese fünf Energien in unterschiedlichen Anteilen in sich trägt. Da wir Teil des größeren Kosmos sind, wirken diese Energien auch in uns und beeinflussen Körper, Geist und Emotionen.
👉 Für Zweifler: Energie ist real
Die moderne Physik hat längst bestätigt, dass alle Materie aus Energie besteht – von Atomen bis zu Planeten.Diese Strukturen werden von elektromagnetischen und nuklearen Kräften zusammengehalten. In der chinesischen Lehre nennt man diese Energie Chi (Qi).
👉 Die Wandlungszyklen: schaffend und unterwerfend
Um im Körper ein Gleichgewicht zu bewahren, interagieren die fünf Energien in zwei Zyklen:
1. Der schaffende (nährende) Zyklus
- Wasser erzeugt Holz
- Holz erzeugt Feuer
- Feuer bildet Erde
- Erde bringt Metall hervor
- Metall erzeugt Wasser
Ein harmonischer Kreislauf.
2. Der kontrollierende (unterwerfende) Zyklus
- Wasser bändigt Feuer
- Feuer kontrolliert Metall
- Metall beschränkt Holz
- Holz beeinflusst Erde
- Erde begrenzt Wasser
Dieser Zyklus ist wichtig, wenn Energien zu stark oder zu schwach sind – etwa bei Beschwerden oder Krankheiten. Mit Qigong können diese Zyklen genutzt werden, um Disharmonien auszugleichen.
👉 Organpaare und die fünf Energien
In der TCM werden Organe als Yin-Yang-Paare betrachtet. Jedes dieser Paare gehört zu einer Wandlungsphase und übernimmt die entsprechenden Aufgaben, Emotionen und Qualitäten.
Ein Beispiel: Die Feuerenergie (Sommer) regiert:
- Herz (Yin) & Dünndarm (Yang)
- Kreislauf & Wärmehaushalt
- Emotion: Freude
- Farbe: Rot
👉 Die fünf Energien und ihre Zuordnungen
🌱 Holz (Frühling) – erschaffende Energie
Makrokosmos: Grün, sauer, windig, Wachstum, Osten, 3–7 Uhr
Mensch: Leber, Gallenblase, Augen, Nerven, Sehnen, Wut/Ärger, Initiative, Ziele, Risiko
🔥 Feuer (Sommer) – ausdehnende Energie
Makrokosmos: Rot, bitter, heiß, Blühen, Süden, 9–13 Uhr
Mensch: Herz, Dünndarm, Sprache, Blut, Zunge, Freude, Kommunikation, Begeisterung, Liebe
🌾 Erde (Spätsommer) – stabilisierende Energie
Makrokosmos: Gelb, süß, feucht, Ernte, Mitte, 1–3 / 7–9 / 13–15 / 19–21 Uhr
Mensch: Milz, Magen, Verdauung, Lippen, Muskeln, Fürsorge, Sicherheit, Geselligkeit
⚪ Metall (Herbst) – zusammenziehende Energie
Makrokosmos: Weiß, scharf, trocken, Verfall, Westen, 15–19 Uhr
Mensch: Lunge, Dickdarm, Haut, Nase, Kummer, Perfektion, Ordnung, Regeln
💧 Wasser (Winter) – bewahrende Energie
Makrokosmos: Schwarz, salzig, kalt, Ruhe, Norden, 21–1 Uhr
Mensch: Nieren, Blase, Knochen, Ohren, Angst, Wille, Weisheit, Rückzug, Visionen
Natur verstehen – sich selbst verstehen
Wer die Qualitäten der Jahreszeiten betrachtet, erkennt Parallelen zur eigenen Befindlichkeit. So lässt sich ableiten, welche Energie gestützt oder beruhigt werden sollte.
👉 Energien ausgleichen
Die TCM betrachtet den Menschen als individuelle Landschaft. Ein erfahrener TCM-Arzt analysiert:
- Organe
- Emotionen
- Körperregionen
- Lebensstil
…und erkennt daraus, welche Wandlungsphase gestärkt oder beruhigt werden sollte.
Beispiel: Bei geschwächter Feuerenergie könnte er:
- mehr Rot in Kleidung empfehlen
- bittere Nahrungsmittel
- oder passende Qigong-Übungen
👉 Das Geheimnis des Qigong
Qigong ist ein zentraler Bestandteil der TCM, weil es:
- Chi aus der Natur aufnimmt
- verbrauchte Energie ausleitet
- Organfunktionen harmonisiert
- Emotionen ausgleicht
- die Verbindung zwischen Mensch und Kosmos stärkt
Damit bringt Qigong Mikrokosmos und Makrokosmos wieder in Einklang.
So einfach – und gleichzeitig so tiefgehend – ist das Prinzip.
07/04/2016
Kannst du aus den Wandlungsphasen etwas über deine Befindlichkeit ableiten?