Ab dem 26. Februar 2025 wird Amazon die Funktion, ein gekauftes eBook herunterzuladen einstellen. Den Nutzern bleiben also nur noch ein paar Tage, die gekauften Bücher zu sichern.
Danach, so Amazon, hat man weiterhin die Möglichkeit, Kindle-Bücher an WLAN-fähige Geräte zu übertragen.
Der Download-Knopf verschwindet.
Wer noch einen alten Kindle sein Eigen nennt sollte die verbleibende Zeit nutzen, denn einige Geräte der älteren Generation können beim derzeitigen Stand der Technik gar nicht anders beladen werden.
Warum ist das eine grosse Sache, werdet Ihr fragen. Kein Ding.
Doch. Ist es. Es hat etwas mit Eigentum zu tun.
Natürlich gibt es grundsätzlich ein berechtigtes Interesse von Amazon, dass ein Buch, das gelesen wird auch bezahlt wird.
Das ist im digitalen Zeitalter eigentlich mit digitalem Rechtemanagement bisher ganz gut gelöst werden, aber offensichtlich hat Amazon jetzt das Gefühl, dass dies nicht ausreichend ist - eine andere Erklärung scheint es für diesen Schritt nicht zu geben.
Auf der anderen Seite gehen wir als Käufer einer Ware grundsätzlich davon aus, dass sie uns gehört. Und wir darüber bestimmen, was damit geschieht.
Denken wir dabei zunächst an die Papierversion eines Buches.
Wir können uns Randnotizen machen, Stellen mit gelbem Textmarker verunstalten, Eselsohren als Lesezeichen einknicken (brrrrr!), Kaffee drüber schütten und den Schmöker der besten Freundin ausleihen oder es auf dem Flohmarkt weiterverkaufen.
Einiges davon ging auch mit der eBook-Version, einiges nicht.
Was sich jetzt aber grundlegend ändert ist, dass bei der Papierversion der Inhalt des Buches genau so ist, wie es der Autor gewollt hat und wie die Buchstaben eingedruckt sind.
Bei der eBook-Version hat man das Original mit einem Download noch erhalten können, man hat es auf ein Gerät gespielt und dieses offline genutzt.
Mit den jetzt neuen Version geht das nicht mehr so. Jetzt können quasi als Update und ohne unser Zutun Inhalte verändert werden, und weil die meisten von uns kein fotografisches Gedächtnis haben werden würden wir die Änderungen unter Umständen gar nicht bemerken.
Jetzt mag der eine oder andere einwenden, dass das nur hypothetisch ist und eine Möglichkeit, die sowieso nie...
Leider nein:
Louis Rossmann, der sich diesem Thema gerade intensiv gewidmet hat stellt in seiner Abhandlung *) fest, dass selbst Klassiker wie Roald Dahl oder Textpassagen in einigen Büchern bereits in der Vergangenheit verändert worden sind. Und damit sind nicht Schreibfehler gemeint, die man verbessert hat.
So wurde aus fett enorm, aus Wolkenmännern wurden Wolkenmenschen, Genderneutral, möglicherweise beleidigende Hinweise auf das Aussehen abgeschwächt, die Sprache bereinigt.
Ohne dabei die Genehmigung des Autors abzuwarten, und noch viel weniger - Euer Einverständnis einzuholen. Einfach so.
Rossmann führt weiter den Vergleich wie es denn wäre, wenn jemand in unser Haus käme und ein Buch aus dem Schrank nähme und darin Passagen entfernen oder abändern würde. Würden wir das akzeptieren? Akzeptieren wir es digital? Wieso?
Sind wir hier nicht wieder ein Schrittchen weiter auf dem Weg zu "Du wirst nichts besitzen und glücklich sein"? Ein Zitat, das im Original ironischerweise vom Verfasser selbst zwischenzeitlich gelöscht wurde? Wie weit dürfen diese Eingriffe gehen?
Wer ein Android-Handy hat dürfte gute Chancen haben bei der Durchsicht seiner Apps jetzt schon oder in den nächsten Tagen eine neue App mit einem Icon finden, dass ein blaues Schild darstellt. Android System Key Verifier ist der klangvolle Name.
Ihr habt das nicht selbst heruntergeladen, das hat Google Euch ungefragt aufgespielt. Ohne jede Vorwarnung. Schon wieder, wie damals die Änderungen im Betriebsystem für die Corona-App. Und vor allem: Niemand erklärt Euch, was das ist.
Leise und kaum merklich ändert sich hier etwas. Auf einmal habt Ihr nicht mehr das alleinige Recht zu bestimmen, was mit Eurem gekauften Eigentum geschieht. Es wird zum Mietgut, zur Lizenzware, und eine Mitgliedschaft auf Lebenszeit in den Nutzungsbedingungen auf 5 Jahre definiert.
Und das Ärgerliche dabei ist, dass die Monopolmacht dieser Digital-Konzerne so weit reicht, dass man grosse Mühe hätte, sich vor Gericht gegen diese Form der Übergriffigkeiten zu wehren. Falls man sich so einen Marathon gegen eine Heerschaar von Topanwälten überhaupt finanziell leisten könnte. Und die Gesetzgeber? Sind längst in deren Boot, besitzen Aktien und wollen dem grossen Arbeitgeber doch keine Steine in den Weg legen, die womöglich Arbeitsplätze kosten würden - wir kennen diese Argumente.
Ab dem 26. Februar 2025 sind eBücher, die von Amazon kommen per Knopfdruck für jedes "Update" offen. Ein weiterer Schritt, der die Zensur erleichtert. Und die Geschichtsbücher jederzeit neu schreiben lässt, je nachdem, wie es dem Mainstream und seinen Einflüsterern gerade passt. Je weiter wir uns vom Jahr 1984 entfernen, umso schneller scheinen wir uns darauf zuzubewegen.
Mit dieser Änderung hat Amazon ein eindrucksvolles Plädoyer gesprochen, das leider kaum einer gehört hat.
Für eine Kopie aus Papier.
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Weiterführende Information:
Englisch
Deutsch
(Achtung, mit Update vom 18.02.2025 = auch in Deutschland)