Schon heute liefern sich wenige große Firmen ein Rennen um den leistungsstärksten Quantencomputer. Namen wie IBM, Google und Rigetti prägen die Schlagzeilen. Sie bauen Maschinen, die nicht mehr mit klassischen Bits rechnen, sondern mit empfindlichen Quantenzuständen.
Doch trotz eindrucksvoller Ankündigungen steckt der Fortschritt fest.
Der Flaschenhals liegt in der Fehlerkorrektur.
Jeder Qubit ist störanfällig. Winzige Temperaturschwankungen, elektrische Impulse oder ein falsch gesetzter Laserimpuls reichen aus, damit ein Qubit kippt.
Große Systeme brauchen daher Millionen physikalischer Qubits, um ein paar Tausend fehlerkorrigierte logische Qubits zu erzeugen.
Erst dann wären sie in der Lage, kryptografische Verfahren wie die elliptische Kurvenarithmetik von Bitcoin zuverlässig zu brechen.
Ein Qubit unterscheidet sich dabei radikal vom klassischen Bit.
Es kennt nicht nur Null und Eins. Es kann sich in Zuständen bewegen, die beide Möglichkeiten zugleich vereinen. Diese Überlagerung verleiht dem Qubit seine Rechenkraft.
Verbinde viele dieser Qubits zu einem verschränkten System, und du erhältst eine Maschine, die bestimmte Aufgaben in einer Tiefe parallel verarbeitet, die kein klassischer Computer erreicht. Die Rechenwege laufen nicht nacheinander, sondern überlagern sich. Dadurch wächst die Leistung nicht linear, sondern stufenartig.
Trotz der technischen Hürden rückt die Massentauglichkeit näher. Die Industrie entwickelt kompaktere Kühlsysteme. Neue Chips arbeiten mit stabileren Materialien.
Einige Startups entwickeln Quantenprozessoren, die gar nicht mehr in riesigen Kryostaten hängen, sondern sich in kleinere Racks integrieren lassen.
Gleichzeitig treibt die Forschung photobasierte Quantencomputer voran.
Hier spielt Licht die zentrale Rolle. Photonen lassen sich leichter kontrollieren, sie brauchen keine ultrakalten Temperaturen und eignen sich besser für den Transport quantenmechanischer Informationen. Die nächste Generation könnte also auf Licht basieren und damit flexibler, schneller und robuster werden als heutige supraleitende Systeme.
Während dieser technologische Wandel Fahrt aufnimmt, richtet sich der Blick zunehmend auf digitale Währungen wie Bitcoin.
Noch schützen die mathematischen Verfahren der Blockchain jedes Guthaben.
Die Signaturen gelten als stabil und erprobt.
Doch im Jahr 2030 könnten die ersten Maschinen entstehen, die genug logische Qubits besitzen, um diese Sicherheit zu unterwandern.
Der kritische Punkt wäre dann erreicht.
Ein ausreichend großer Quantencomputer wäre in der Lage, aus einer öffentlichen Signatur den privaten Schlüssel abzuleiten.
Sobald ein Nutzer seine Coins bewegt, erscheint der öffentliche Schlüssel im Netzwerk. In einer Welt mit ausgereiften Quantenmaschinen würde das bedeuten, dass ein Angreifer das Guthaben im selben Moment abfangen könnte.
Der Geschädigte bemerkt den Angriff vielleicht erst, wenn seine Transaktion bestätigt ist, aber längst keine Coins mehr auf seiner Adresse liegen.
Schlimmer wäre der Angriff auf alte oder ruhende Adressen.
Viele frühe Wallets schützen ihre Guthaben nur durch Hashes, doch manche davon haben bereits öffentliche Schlüssel offengelegt.
Ein Quantencomputer könnte diese Adressen systematisch durchsuchen und leeren.
Milliardenwerte wären dann in Gefahr.
Die Blockchain selbst würde weiterlaufen, aber das Vertrauen in ihre Integrität bekäme einen Riss. Erscheint erst einmal ein glaubwürdiger Bericht über gekaperte Bitcoin durch Quantenangriffe, könnte das die Märkte erschüttern.
Anleger verlieren Vertrauen.
Miner verlassen das Netzwerk. Firmen distanzieren sich.
Der Schaden wäre nicht nur finanziell, sondern auch kulturell. Bitcoin würde seine Rolle als stabiles und dezentrales Wertaufbewahrungsmittel verlieren.
Doch die Gemeinschaft steht diesem Szenario nicht hilflos gegenüber.
In Entwicklerkreisen wird seit Jahren über quantensichere Signaturen diskutiert. Manche Algorithmen basieren auf Gittern, andere auf Hashbäumen oder multivariaten Gleichungen.
Sie benötigen keine elliptischen Kurven und gelten gegen Shor sichere Verfahren als widerstandsfähig. Der Wechsel zu solchen Verfahren ist möglich.
Eine Migration müsste jedoch sauber geplant werden.
Es reicht nicht, neue Wallets einzuführen. Das gesamte Ökosystem müsste die neuen Signaturen akzeptieren. Knotenpunkte müssten sie verifizieren. Miner bräuchten neue Regeln. Wallets müssten neue Adresstypen erzeugen. Alte Bestände müssten umziehen, bevor Angreifer sie abgreifen.
All das führt zu einer entscheidenden Frage.
Reicht ein Softfork, bei dem nur neue Funktionen hinzugefügt werden, oder braucht das Netzwerk einen klaren Schnitt.
Viele Experten halten einen Hardfork für unumgänglich.
Nur damit lassen sich alte Signatursysteme vollständig entfernen und neue Regeln verbindlich durchsetzen.
Ein solcher Schritt wäre heikel, denn er verlangt, dass sich die Gemeinschaft auf eine einheitliche Linie verständigt.
Uneinigkeit könnte zu konkurrierenden Ketten führen. Doch ohne diesen Schritt bleibt Bitcoin verwundbar, sobald der erste voll einsatzfähige Quantencomputer auftaucht.
Der Wettlauf zwischen Technologie und Sicherheit spitzt sich zu.
Die Maschinen werden stärker. Die Algorithmen werden komplexer.
Die Zeit bis zur Gewissensfrage schrumpft.
Wird Bitcoin früh genug den Sprung in das Quantenzeitalter schaffen oder droht der digitalen Währung ein Schicksal, das sie nie mehr abschütteln kann.